Telekom und Vodafone verfälschen das Farbprofil
Sobald man per Mobilfunk surft, löschen zumindest Telekom und Vodafone die Farbprofile aus den Bildern – egal, ob man per UMTS-Stick, Smartphone-Tethering oder Funkmodem unterwegs ist.
Update 2016
Der folgende Artikel entstand 2014, damals komprimierten Vodafone und Telekom, aber O2/Telefonica/E-Plus schon nicht mehr. Inzwischen verzichten auch Vodafone und Telekom aufs Komprimieren.
Der unten aufgeführte Vodafone-Konfigurator (performance.vodafone.de) ist noch aktiv. Ist man per LTE verbunden, weist er darauf hin, dass „zur Zeit“ keine „Optimierung“ vorgesehen ist. Per HSPA/EDGE verbunden, stehen weiterhin alle Optionen zur Verfügung. Doch die haben offenbar keine Auswirkung mehr, jedenfalls habe ich keine der unten beschriebenen Effekte einer Komprimierung gesehen.
Die Links zu den Konfiguratoren von O2/Telefonica und Telekom funktionieren gar nicht nicht mehr. Weder per LTE noch per HSPA oder EDGE habe ich Komprimierungs-Effekte bemerkt. Ausprobiert habe ich: Telekom per Telekom-Prepaid-SIM und Congstar-Vertrags-SIM; Vodafone per CallYa-SIM; O2 per Simyo/Blau-SIM.
Fazit
Ob allerdings Vodafone wirklich gar nicht mehr oder unter gewissen Umständen doch weiter komprimiert, bleibt unklar. Ebenso ist nicht sicher, ob die Komprimierung bei allen drei Providern für alle Vertragsarten, Tochterfirmen und Reseller gleichermaßen entfällt.
Vermutlich lohnt sich der Aufwand für die Provider inzwischen nicht mehr. Zum Einen nehmen HTTPS-Verbindungen zu, die sich nicht auf diese Weise – im Prinzip ein Man-in-the-Middle-Angriff – komprimieren lassen. Zum Anderen dürften nicht komprimierbare Audio- und Video-Streams inzwischen den viel größeren Datenbatzen ausmachen. Außerdem verdienen die Provider ja am Traffic…
Daher gehe ich davon aus, dass der folgende Mist wirklich der Vergangenheit angehört…
Jetzt unterstützen Chrome, Firefox, Opera und Safari endlich Farbprofile korrekt, und dann spielen die Mobilfunkprovider nicht mit und löschen einfach das Farbprofil aus den Bildern. So haben die Browser natürlich keine Chance, die Fotos korrekt darzustellen, sondern sie zeigen teils zu blasse Farben – der Farbprofil-Test deckt das auf.
Es spielt dabei keine Rolle, welches Mobilfunknetz man nutzt (2G/EDGE, 3G/UMTS, 3.5G/HSPA, 4G/LTE) und wie man ins Funk-Internet kommt. Egal also, ob man ein Notebook mit UMTS-Modem oder mit USB-UMTS-Stick nutzt, ein Smartphone per WLAN-, USB- oder Bluetooth-Tethering anbindet oder ob man gar sein ganzes Heim per UMTS/LTE-fähigem Router ins Internet holt: Das Löschen der Farbprofil-Information aus den Fotos findet immer statt. Damit sehen für AdobeRGB gerechnete Fotos zu blass aus, und je nach Browser die normalen Fotos auf Wide-Gamut-Monitoren unnatürlich überdreht.
Mobilfunk-Komprimierung
Ursache für das fehlende Farbprofil ist die Datenkomprimierung der Mobilfunkprovider. Dass sie in den Datenverkehr eingreifen, ist seit Jahren bekannt: Sie verändern den HTML-Quellcode, indem sie Leerzeichen und Returns rauswerfen und einige eingebundene Dateien (CSS-Styles beispielsweise) integrieren – problematisch eher für Homepage-Designer als für normale Anwender. Schwerwiegender: Auch Fotos werden modifiziert, nämlich stärker komprimiert ausgeliefert. Und in diesem Zuge gehen auch die Farbprofilinformationen verloren.
In den HTML-Code schleusen die Provider noch einen JavaScript-Code ein, der das Nachladen der unkomprimierten Bilder ermöglicht. Das ist dann schon nicht mehr so lustig, weil das natürlich nur bei eingeschaltetem JavaScript funktioniert und schon ein heftiger Eingriff in den Datenverkehr ist. Die JavaScript-Datei heißt zudem bmi.js, was manchen Anwender verschreckt, der sich den Sourcecode der angesurften HTML-Seiten mal anschaut…
Abhilfe
Alle Provider nutzen nach meinem Wissen die gleiche Komprimierungstechnik, und zwar von Bytemobile, inzwischen von Citrix gekauft. Bisher gab es ein Tool von Bytemobile zum Einstellen der Komprimierungsrate, den Performance Client; meine nicht ganz aktuelle Anleitung gibt es hier. 2009 reichte es, die Vodafone-Variante herunterzuladen, die dann auch mit anderen Providern funktioniere. Mittlerweile geht das aber nicht mehr, jedenfalls konnte ich eine Congstar-Verbindung damit nicht beeinflussen. Der Client läuft eh unter Windows 8 nur in einem Kompatibilitätsmodus (Rechtsklick aufs Programm-Icon, Eigenschaften, dann im Reiter Kompatibilität), um ihn ist es nicht schade.
Zum Glück gibt es eine andere Lösung: Telekom und Vodafone haben ein Webinterface implementiert, in dem man die Mobilfunk-Komprimierung einfach per Browser umschalten kann. Vorteil ist, dass das nicht nur unter Windows funktioniert, sondern beispielsweise auch vom Tablet aus. Die Telekom-Variante findet ihr unter speed.telekom.de, die für Vodafone unter performance.vodafone.de, die für O2 unter speedoptimizer.o2online.de. Dort könnt ihr drei Komprimierungsstufen auswählen, und mit „Keine Optimierung“ (Telekom) bzw. „Langsamerer Seitenaufbau“ (Vodafone) bekommt ihr die vollständigen JPGs samt Farbprofil-Information. Wie lange die Einstellung gilt und wann die Provider sie wieder auf den Vorgabewert zurück stellen, weiß ich nicht.
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Wenn man über Vodafone im LTE/4G Netz surft, kann man die Optimierungsseite leider nicht nutzen:
„Sie nutzen die schnelle Vodafone LTE Verbindung. In diesem hochmodernen Netz ist zur Zeit noch keine Optimierung vorgesehen.
Für UMTS sind ihre Einstellungen weiterhin gespeichert und können von Ihnen wie gewohnt geändert werden, wenn Sie UMTS nutzen.“
Ich habe im Firefox mit voll aktivierten Colormanagment auf Ihrer Testseite 4 gleiche und das 5. intensiver dargestellt bekommen (nutze ein Wide-Gamut Monitor, welcher hardwareseitig auf AdobeRGB kalibriert und profiliert ist.
Scheinbar sind bei Vodafone LTE also nicht (immer?) die „Optimierungen“ aktiviert.
Danke für den Hinweis! Mit LTE habe ich tatsächlich noch keines der Netze ausprobiert. Gute Idee, das gehe ich bald mal an!