Malta in zwei Tagen
Ein Kurztrip hat mich zum zweiten Mal nach Malta gebracht, der Insel zwischen Europa, Afrika und dem Orient – geografisch und kulturell. Der Norden ist doof, aber im Süden und Osten wird’s sehenswert.
Vor einigen Jahren habe ich einen Urlaub auf Malta verbracht, habe aber damals noch chemisch fotografiert, zudem sind einige der Aufnahmen verschollen, sodass mir kaum mehr als Erinnerungen blieben. Eine Geschäftsreise im September 2004 gab mir die Gelegenheit, in einem Crashkurs einige der Erinnerungen aufzufrischen und ein paar Fotos zu schießen.
Die ersten Tagen verbrachte ich in St. Julians an der mit Hotels vollgepfropften Nordküste. Lediglich dieses Haus hat mich an das romantisch verspielte Malta erinnert, das ich beim ersten Besuch kennen gelernt hatte. Immerhin wohnten wir in einem vorzüglichen Hotel. Nach der Tagung bin ich blöderweise in St. Julien geblieben und habe mir einen Leihwagen genommen. Auf Malta fahren übrigens sehenswerte alte Busse herum – es lohnt ein Besuch des Busbahnhofs in La Valetta. Kaum zwei Busse sehen gleich aus. Viel besser gefiel mir am nächsten Tag das westliche Ende der Insel mit immerhin schon etwas Grün. Weiter Richtung Süden wachsen die Strände und schrumpfen die Hotels. Leider zogen tiefschwarze Wolken auf und es begann stark zu regnen, sodass die paar Straßen im Chaos versanken. Laut Einheimischer regnet es nur an wenigen Tagen im Jahr so stark. Zwischen den Schauern konnte ich einen kurzen Blick auf den kargen, schönen Süden werfen. Tag 2: Von vielen hochgelegenen Punkten der Insel sieht man den riesigen Dom von Mosta; er hat die viertgrößte Kuppel Europas. Leider war der Dom gerade geschlossen, mir blieben nur die Säulen am Eingang. Auf der Fahrt zur Südküste gab es dann viele Stellen, von denen man aus über die ganze Insel hinweg nach Norden schauen konnte. Dann ging es zu den Dingli-Klippen, die in zwei Stufen steil ins Meer abfallen. Beeindruckend. Man erahnt die Höhe eher als dass man sie sieht. Später hat es sich leider wieder zugezogen. Ich bin dann bei Regen durch Mdina getrottet, die alte Hauptstadt der Insel mit vielen hübsch restaurierten Gebäuden. Die stille Stadt heißt sie. Besonders still ist es trotz fehlendem Verkehr (bis auf die Einwohner) nicht, weil viele Touristen und lärmende Schulklassen herum rennen. Toll ist die Sicht nach Norden hoch, man sieht, dass der ganze Norden eine einzige Stadt ist. Und wie groß der Dom wirklich ist, merkt man erst von hier. Danach hatte ich die Ruine eines uralten Tempels auf einer Landzunge besucht. Und von hier bekam man dann plötzlich einen besseren Eindruck von der Höhe der Dingli-Klippen. Zur anderen Seite Richtung Osten flacht die Küste ab und die malerischen Fischerdörfer beginnen. Mein Programm für den nächsten Tag. Tag 3: Das Fischerdorf Marsaxlokk gilt als Eldorado für Fotografen, weil im Hafen ein bunter Markt mit vielen Meeresfrüchten stattfindet und viele bunt angemalte Fischerboote anlegen. Mein Besuch fand in der Nebensaison statt, sodass der Markt viel kleiner war und die Fischer die Ruhe nutzten, um ihre Boote zu renovieren. Luzzus heißen sie (die Boote), Grundfarbe meist blau, am Bug mit zwei Augen verziert. Manchmal schien auch ein Luzzu-Lehrling am Werk gewesen zu sein. Übrigens, von wegen Foto-Eldorado, ich war der einzige mit Knipse dort. Zwei Buchten weiter bin ich im winzigen Ort St. Pauls Bay gelandet, wo außer einer kleinen Kneipe und ein paar Anglern fast nichts passierte. Direkt daneben liegt eine schicke Strandpromenade, die wohl zu Marsascala gehört. Marsascala selbst besteht aus einer sehr langen Bucht mit einem kleinen Hafen, der eher von Sport- als von Fischerbooten dominiert scheint. Auch wenn die Fotos vielleicht einen eher ungemütlichen Eindruck erwecken: Kneipen, Restaurants, Geschäfte, Marktstände und Cafes wirken so gemischt, dass nicht die Touristik im Vordergrund steht, sondern die Gemütlichkeit. Hier gefiel es mir am besten, ich habe Marsascala (wie schon beim ersten Besuch) zu meinem Lieblingsörtchen von Malta erkoren.
Hier noch ein paar Fakten und Links: Malta hat eine bewegte Geschichte hinter sich, dort herrschten Phönizier, Griechen, Karthager, Römer, Goten, Araber, Normannen, ab 1525 der Malteserorden (vormals Johanniterorden), dann kurz Napoleon und ab 1800 England. Im zweiten Weltkrieg war Malta ein wichtiger Stützpunkt der Alliierten. Seit 1921 hat Malta eine eigene Verfassung, aber erst 1964 haben die Engländer Malta endgültig in die Unabhängigkeit entlassen. Seit 2004 gehört die Republik Malta zur EU. Die Währung war das maltesische Lira mit dem Währungszeichen Pfund. Schon länger haben viele Geschäfte auch Euro genommen, seit 1. Januar 2008 ist er Landeswährung geworden.
Die Hauptinsel ist mit 250 Quadratkilometern nicht viel größer als Duisburg. Die Nebeninsel Gozo misst 67 und Comino nur 3 Quadratkilometer. Insgesamt hat Malta 400.000 Einwohner und gilt als das am dichtesten besiedelte Land Europas. Die Malteser haben eine eigene Sprache, Maltesisch, die zu vielleicht 80 Prozent ein arabischer Dialekt ist und zu 20 Prozent aus englischen, französischen und italienischen Einflüssen besteht. Sie ist die einzige arabische Sprache, die mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird. Mit englisch kommt man dort aber gut weiter, spricht fast jeder.